ab 17. September 2025

Eintritt frei

Online: www.gedankenspruenge-podcast.de

GEDANKENSPRÜNGE - Folge 53: Zeitgeist – Kennen wir nur noch Schwarz und Weiß?

Ob in gesellschaftlichen Debatten, politischen Diskussionen oder im Alltag – oft scheint es nur Extreme zu geben. Warum fällt es uns so schwer, Grautöne wahrzunehmen? Und ist es wirklich einfacher, die Welt in zwei Lager zu teilen – oder schlicht bequemer? Darüber diskutieren wir in unserer 53. Podcastfolge, die zugleich der Start unserer neuen Themenreihe »Zeitgeist« ist, mit drei Gästen aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen.

Dr. Daniela Bartels (MHL), Musikpädagogin und Inklusionsbeauftragte an der Musikhochschule Lübeck, versteht Musik als gesellschaftsgestaltende Praxis: Sie schafft nonverbale Kommunikation, emotionale Verbindungen und kann ein starkes Wir-Gefühl erzeugen. Zugleich sind Musikhochschulen aber exklusive Orte, die nur wenigen nach bestandener Aufnahmeprüfung offenstehen. Inklusive Erfahrungen müssten deshalb bewusst in die Lehrpraxis integriert werden.

Amanda Küting (TH), diversitätsbeauftragte Person an der Technischen Hochschule Lübeck, macht auf eine andere Dimension des Schwarz-Weiß-Denkens aufmerksam: Es kann zwar Zugehörigkeit stiften, birgt aber zugleich die Gefahr, ›die Anderen‹ zu verzerren oder auszugrenzen. Strukturen sollten so verändert werden, dass echte Chancengerechtigkeit entsteht – Bildung ist schließlich ein Recht für alle. Diversität bedeute nicht, jemandem etwas wegzunehmen, sondern anderen Menschen mehr Raum zu geben.

Prof. Dr. Stefan Borgwardt (UzL), Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität zu Lübeck, bringt die psychologische Perspektive ein. Schwarz-Weiß-Denken, so erklärt er, ist ein Versuch, die komplexe Wirklichkeit zu reduzieren und Orientierung zu geben. Es ist aber nicht nur ein Denkstil, sondern kann auch Symptom von Erkrankungen sein – etwa wenn Depressionen dazu führen, dass Menschen alles ›schwarz sehen‹. Durch Perspektivwechsel und gezielte Reflexion kann es uns im Alltag gelingen, Zwischentöne bewusster wahrzunehmen.

In dieser Folge unter der Moderation von Nicole Werner, Mitarbeiterin am Brahms-Institut und Gleichstellungsbeauftragte an der Musikhochschule Lübeck (MHL), beleuchtet der Podcast von Lübeck hoch 3 einmal monatlich Themen der Forschung, Kultur und Gesellschaft. Geladen sind jeweils Vertreter*innen der drei am Projekt beteiligten Hochschulen (Musikhochschule Lübeck, Technische Hochschule Lübeck und Universität zu Lübeck) und je nach Thema ein*e Expert*in als Gast.

Der Podcast steht über die Website www.gedankenspruenge-podcast.de und alle gängigen Plattformen zum Abruf bereit. Die Folgen gehen jeweils mittwochs zur Monatsmitte online.

Wissenstransfer, wechselseitiger Dialog und neue Ideen – dafür steht Lübeck hoch 3. Den eigenen Podcast sehen die Initiatorinnen und Vertreter der drei Hochschulen als wichtigen Baustein, um den Diskurs mit der Gesellschaft über Wissenschaft und Kultur anzuregen.



Die Diskussionsrunde in Folge 53:

Daniela Bartels (MHL) studierte Musik und Englisch für das Lehramt an Gymnasien an der Hochschule für Musik und Theater und der Universität Hannover. Nach ihrem Examen arbeitete sie in Berlin als Musik- und Englischlehrerin, bevor sie nach beruflichen Stationen an der Hochschule für Musik Franz List in Weimar, an der Universität Köln und an der Universität der Künste Berlin 2022 an die Musikhochschule Lübeck wechselte, wo sie angehende Musikvermittler*innen und Musiklehrer*innen ausbildete und Inklusionsbeauftragte war. Seit 2019 ist sie außerdem Host des Podcasts »Mehr als Töne – Musikpädagogik und Gesellschaft«. Zum Wintersemester 2025/26 folgt sie einem Ruf auf eine Professur an die Universität Münster.

Amanda Küting (keine Pronomen) (TH) hat Psychologie und Transformationsstudien studiert und arbeitet seit 2023 als diversitätsbeauftragte Person für die Technische Hochschule Lübeck. Küting beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Geschlecht, queeren Identitäten und strukturellen Benachteiligungen im Patriarchat. Außerdem engagierte sich Küting in einem Jugendbildungsprojekt zur Aufklärung über sexuelle, romantische und geschlechtliche Vielfalt. Küting ist u. a. Autor*in des Praxis-Workbooks »Geschlechtersensible Sprache – für Anfänger*innen, Anfangende und Menschen, die anfangen wollen zu lernen«, herausgegeben vom Kirchenkreis Schleswig-Flensburg.

Prof. Dr. Stefan Borgwardt (UzL) hat an der Charité in Berlin Medizin studiert. Nach der Approbation 2002 arbeitete er an der Psychiatrischen Poliklinik des Universitätsspitals Basel und wechselte 2004 für zwei Jahre an das Institute for Psychiatry am King's College in London, mit dem er auch heute noch als Visiting Professor affiliiert ist. 2009 erfolgte seine Habilitation an der Universität Basel. Seit 2010 arbeitete Prof. Borgwardt an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, zuletzt als Chefarzt und stellvertretender Klinikdirektor. 2019 folgte er einem Ruf nach Lübeck, wo er als  Professor für Psychiatrie und Psychotherapie, als Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, tätig ist.  

Die Moderatorin Nicole Werner (MHL) ist seit November 2023 Mitarbeiterin des Brahms-Instituts an der Musikhochschule Lübeck und dort als Leitungsassistenz im Bereich Veranstaltungen und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Seit 2025 ist sie außerdem Gleichstellungsbeauftragte der MHL. Sie hat Kulturwissenschaften an der FernUniversität Hagen studiert und absolviert derzeit berufsbegleitend den Masterstudiengang Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Am Podcast schätzt sie besonders, dass die Gespräche von den Expert*innen der drei Lübecker Hochschulen immer wieder neue Anregungen dazu geben, die eigenen Gedanken zu einem Thema springen zu lassen.