ab 23. Juli 2025
Online: www.gedankenspruenge-podcast.de
GEDANKENSPRÜNGE - Folge 51: Zukunft – Was kommt da auf uns zu?

Dr. Oliver Korte (MHL), Professor für Musiktheorie und Gehörbildung an der Musikhochschule Lübeck, ist überzeugt: Musik kann dabei helfen, die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Doch unser Leben findet stets in der Gegenwart statt und die Zukunft entsteht aus sich selbst heraus. Zwar können wir planen, aber oft kommt alles ganz anders als gedacht. Diese Offenheit gegenüber dem Unvorhersehbaren prägt auch kreative Prozesse wie das Komponieren. Ihre Ergebnisse sind selten vorhersehbar, häufig überraschend. Wird dieser schöpferische Akt jedoch an künstliche Intelligenz delegiert, ändert sich das grundlegend, denn KI kann nicht wirklich Neues schaffen, sondern lediglich Bestehendes neu kombinieren.
Dipl.-Ing. Frank Schwartze (TH), Professor für Städtebau und Planung an der Technischen Hochschule Lübeck, sah sich bereits während seines Studiums mit einem grundlegenden Spannungsfeld konfrontiert: der Diskrepanz zwischen unseren Erwartungen an die Zukunft, den Maßnahmen, die notwendig wären, um sie zu gestalten, und dem, was tatsächlich unternommen wird – mit oft ganz anderen Folgen für die Zukunft. Bereits in den 1980er-Jahren entwickelte er Konzepte für den Ausbau innerstädtischer Fahrradwege, von denen einige erst heute realisiert werden. Obwohl sich Stadtplanung naturgemäß mit der Zukunft befasst, erfordert sie häufig Geduld: Die Realität folgt selten dem erhofften Tempo.
Als zentrales Antriebsmoment seines wissenschaftlichen Handelns beschreibt Prof. Dr. Philipp Rostalski (UzL), Direktor des Instituts für Medizinische Elektrotechnik an der Universität zu Lübeck, die Zukunft. Wissenschaft bedeutet für ihn vor allem: Zukunft nicht hinnehmen, sondern aktiv gestalten. Das Gefühl von Selbstwirksamkeit prägt seine Arbeit maßgeblich. Technologien wie Künstliche Intelligenz sieht er als Schlüssel, um den großen Herausforderungen unserer Zeit – etwa dem Klimawandel oder dem demografischen Wandel – wirksam zu begegnen. Entscheidend sei dabei die Verfügbarkeit von Daten, denn nur so lasse sich technisch Machbares tatsächlich realisieren – und Zukunft aktiv erzeugen.
Unser externer Gast in dieser Folge, die Politikwissenschaftlerin, Analystin und Speakerin im Bereich Science-Fiction Dr. Isabella Hermann wünscht sich – nicht nur im Podcast – eine Zukunft ohne Angst mit mehr Utopien und weniger Dystopien. Denn Zukunftsangst kann zwar lähmen, aber auch befähigen: Weil sie den Handlungsspielraum markiert, in dem wir trotz widriger Umstände noch gestalten können. Von der Science-Fiction erhofft sich Isabella Hermann künftig weniger technische Visionen und mehr gesellschaftliche Entwürfe, die Mut machen.
In dieser Folge unter der Moderation von Johanna Helbing, Kommunikationsreferentin der Technischen Hochschule Lübeck (TH), beleuchtet der Podcast von Lübeck hoch 3 einmal monatlich Themen der Forschung, Kultur und Gesellschaft. Geladen sind jeweils Vertreter*innen der drei am Projekt beteiligten Hochschulen (Musikhochschule Lübeck, Technische Hochschule Lübeck und Universität zu Lübeck) und je nach Thema ein*e Expert*in als Gast.
Der Podcast steht über die Website www.gedankenspruenge-podcast.de und alle gängigen Plattformen zum Abruf bereit. Die Folgen gehen jeweils mittwochs zur Monatsmitte online.
Wissenstransfer, wechselseitiger Dialog und neue Ideen – dafür steht Lübeck hoch 3. Den eigenen Podcast sehen die Initiatorinnen und Vertreter der drei Hochschulen als wichtigen Baustein, um den Diskurs mit der Gesellschaft über Wissenschaft und Kultur anzuregen.
Die Diskussionsrunde in Folge 51:
Dr. Isabella Hermann ist Analystin und Speakerin im Feld der Science-Fiction. Die promovierte Politikwissenschaftlerin beschäftigt sich mit der Frage, wie das Genre technologische, gesellschaftliche und politische Entwicklungen reflektiert – von KI und Klimawandel bis zu Mobilität oder Bildung. Neben ihrer wissenschaftlichen Laufbahn mit Stationen u. a. an Technischen Universität Berlin sowie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, wo sie eine Arbeitsgruppe zu KI und menschlicher Verantwortung leitete, war sie in Politikberatung und Wissenschaftskommunikation tätig. Seit 2022 ist sie Vorstandsmitglied der Stiftung Zukunft Berlin.
Dipl.-Ing.Frank Schwartze (TH) ist seit 2013 Professor für Städtebau und Planung an der Technischen Hochschule Lübeck. Nach dem Studium an der TU Berlin, in Venedig und in Rouen war er u. a. in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und UN Habitat tätig sowie Vertretungsprofessor an der BTU Cottbus. Von 2017 bis 2023 war er Vizepräsident für Forschung und Internationales an der TH Lübeck. Seit 2023 ist er Vizepräsident für Innovation und regionale Kooperation. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen in der klimagerechten Stadtentwicklung, nachhaltigem Städtebau, integrierter Planung und urbaner Transformation – mit Blick auf die Herausforderungen globaler Stadtentwicklung.
Prof. Dr. Oliver Korte (MHL) ist seit 2006 Professor für Musiktheorie und Gehörbildung an der Musikhochschule Lübeck. Zuvor war er an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin, an der Universität der Künste Berlin und an der Hochschule für Musik und Theater Rostock beschäftigt. Er ist Mitgründer der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH) und Herausgeber der Publikationsreihe »Schriften der Musikhochschule Lübeck«. 2001 wurde er an der Technischen Universität Berlin mit einer Arbeit über Bernd Alois Zimmermann promoviert. Er studierte Komposition, Musiktheorie und Musikwissenschaft in Hamburg, Wien und Berlin. Oliver Kortes Kompositionen erklingen regelmäßig im In- und Ausland und sind auf vielen Tonträgern dokumentiert.
Prof. Dr. Philipp Rostalski, studierte Elektrotechnik an der Technischen Universität Hamburg. 2005 wechselte er an die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH), wo er an der Schnittstelle von algebraischer Geometrie, Optimierung und Regelung forschte. Seine mit der ETH-Medaille ausgezeichnete Promotion schloss er 2009 ab. Anschließend war er als Feodor-Lynen-Stipendiat an der UC Berkeley tätig, u. a. im Bereich konvexe algebraische Geometrie. Von 2011 bis 2015 arbeitete er als Forschungsingenieur und Projektleiter bei der Dräger-Forschungsgruppe in Lübeck mit Fokus auf Signalverarbeitung, Pneumatik und Beatmungstechnik. Seit 2015 ist er Direktor des Instituts für Elektrotechnik in der Medizin an der Universität zu Lübeck.
Die Moderatorin Johanna Helbing ist seit Ende des Jahres 2021 Kommunikationsreferentin an der Technischen Hochschule Lübeck (TH). Sie studierte Europäische Medienkultur an der Bauhaus-Universität in Weimar und Lyon und begleitet den Podcast im Redaktionsteam seit seiner Geburtsstunde im Mai 2021.